Kirgistan – Berge, Seen, Einsamkeit
Der erste Eindruck von Kirgistan: Hier
fahren alle in Deutschland ausgemusterten Audi 100!!!
Egal in welchem Zustand.
Tüp, die erste Stadt in Kirgistan
nutzen wir um Geld und SIM-Karten zu besorgen. Danach gehen wir essen
und werden gleich von einer Geburtstagsgesellschaft eingeladen. Das
geht ja schon gut los. In Karakol treffen wir im Guesthouse Riverside
Margit und Heinz sowie Christine und Helge wieder und gehen gleich
mal gemeinsam Abendessen. Den nächsten Tag nutzen wir um Wäsche zu
waschen und für einen kleinen Stadtbummel. Danach schlägt das
Wetter um und statt den geplanten Wanderungen gibt es
Schlechtwetterprogramm: Hot Springs in Ak-Suu, shoppen und langsam
am
See Ysyk-Köl entlangfahren. Ab und zu
haben wir Glück und erwischen ein Sonnenfenster und können den
Fairy-Tale-Canyon mit seinen bizarren Lehm- und Sandsteinformationen
bewundern.
Danach geht es , zusammen mit Christine
und Helge ,auf über 3000m Höhe zum See Song-Köl. Die Anfahrt über
ein malerisches Tal und einen 3400 hohen Pass ist für sich allein
schon ein tolles Erlebnis – dann
die Abfahrt zum von Bergen
umgebenen See mit seinen Sommerweiden. Grandios. Den nächsten Tag
verbringen wir am See. Abends gibt es ein Gewitter und am nächsten
Morgen sind die Wiesen und Berge weiss. Allerdings liegt nicht so
viel Schnee, dass es unsere Weiterfahrt behindern würde.
Über den Papageienpass erreichen wir
Naryn und fahren über die Hochebene auf Schotter über mehrere
Pässe nach Kazarman. Die Landschaft ist wie Death Valley – nur
viel größer und die Fotostopps nehmen überhand. In Kazarman
trennen wir uns von Christine und Helge. Die beiden wollen noch einen
zusätzlichen offroad-Schlenker machen. Wir wollen auf direktem Weg
nach Osh.
Auf der Neuen Seidenstraße genießen
wir Flüsterasphalt bei der Auffahrt zum Pass. Die Überraschung und
der Ärger sind groß, als wir auf einmal in einer Baustelle landen.
Kein Durchkommen, die Straße ist noch nicht fertiggestellt. Kein
Hinweisschild – nur grinsende Chinesen. Also nochmals 28km retour,
bis wir endlich in der Dämmerung auf einem Feld übernachten können.
Am nächsten Tag fahren wir die alte Straße über den 3062 hohen
Kaldama-Pass – und sehen plötzlich den Mog von Christine und Helge
vor uns. Große Überraschung!!
Auch sie konnten nicht weiter – die
Chinesen bauen gerade die von ihnen gewählte Piste aus.
Dann geht’s eben gleich wieder
gemeinsam weiter.
In Osh holt uns die Hitze ein und wir
sind froh als wir die Stadt wieder verlassen können. Alleine die
Anfahrt zum von uns ausgewählten guesthouse war eine Odyssee. Kein
Navigationssystem konnte uns zum Ziel führen und so mussten wir uns
von Straße zu Straße tasten. Alptraum!!
Nachdem wir unsere Vorräte wieder
aufgefüllt haben fahren wir mit den zwei Mogs weiter nach Süden
Richtung Tadschikistan. In einem Tal vor der Grenze machen wir noch
einen Abstecher zum Basecamp des Pik Lenin, der mit 7410m der höchste
Berg des Pamir ist. Wir campieren unterhalb
des Lagers und am nächsten Tag wandern
wir zum Travellers Pass auf 4050m mit umwerfender
Aussicht. Überhaupt haben wir riesiges
Glück mit dem Wetter. Seit dem Wintereinbruch am Song Köl nur noch
Sonnenschein und Abkühlung in der Nacht.
Noch eine Übernachtung auf 2.700m
Höhe, dann sind wir bereits in Tadschikistan
Fairy-Tale Canyon |
Auf dem Weg zum Song Köl |
Plötzlich Winter |
Abfahrt vom "Papageienpass" |
Auf der Naryn Hochebene |
Wir haben dann doch selbst gekocht |
Die Neue Seidenstrasse wird gebaut |
Kurz vor dem Basecamp Pik Lenin |
Pik Lenin - einer der "leichtesten" 7000er |
...und plötzlich sind sie da |
Tadschikistan - Traumziel Pamir-Highway
Ab jetzt gewinnen wir stetig an Höhe. Die kirgisische Grenzstation liegt noch auf moderaten 3.300m
Höhe. Von hier müssen wir zuerst auf den Kyzyl-Art Pass auf 4.336m - die tadschikische Grenze liegt knapp darunter. Beide Grenzabfertigungen gehen problemlos vonstatten. In Kirgistan 20 Minuten, auf tadschikischer Seite etwas länger. Hier müssen wir das erste mal road-tax bezahlen,
immerhin USD 100,--. Zusätzlich knöpfen uns die Beamten noch 280 Somoni, ca . € 26,--. für zwei
Dokumente ab, die wir eigentlich nicht bräuchten. Fahrzeug-Desinfektion und Lebensmittelbeschau.
Hätten wir uns in der i-Overlander App vorher schlau gemacht wäre uns das nicht passiert. So nehmen wir es sportlich - die Grenzer hier oben haben wirklich keinen leichten Job
Während wir bis zu 45 Tage Aufenthalt bewilligt bekommen, dürfen unsere Fahrzeuge nur 15 Tage bleiben. Danach müssen wir wieder verlängern lassen.
Jetzt nimmt uns erst einmal die grandiose Kulisse gefangen. Auf akzeptabler Schotterpiste müssen wir noch auf 4655m Höhe, bevor es wieder moderat abwärts geht. Wir wollen nicht in der großen Höhe übernachten und so ist es bereits Abend als wir kurz vor Murghab auf 3.650m Höhe einen Übernachtungsplatz finden.
Am nächsten Tag der übliche Ablauf in einem neuen Land: Geld wechseln, SIM-Karten kaufen. Bei der örtlichen Zollbehörde wollen wir die Aufenthaltsdauer unserer Fahrzeuge verlängern. Keine Chance - die Beamten verweisen uns auf die Kollegen in Khorogh.
Die nächsten Tage werden wir immer über 3.500m sein. Lange begleitet uns ein Grenzzaun zur chinesischen Grenze. Auf der linken Seite fahren wir entlang des Hindukusch, rechts die Berge des Pamir. Und wir bewundern die vielen Radfahrer, die diese Herausforderung auf sich nehmen.
Wir geniessen die Landschaft, fahren bewusst langsam und machen noch einen Abstecher in ein einsames Seitental bevor wir auf die Piste zum Wakhan-Korridor abzweigen. Die Piste ist schlechter als gedacht, entschädigt jedoch mit tollen Ausblicken. Sobald wir nach Westen schwenken werden wir uns direkt an der afghanischen Grenze bewegen. Zum Teil in Steinwurfnähe Hört sich spektakulär an, ist es aber nicht. Es gibt hier keine Zwischenfälle - allerdings ist das Militär auch sehr
präsent.
Der Highway ist ab Korugh zum Teil in schlechtem Zustand, nicht zuletzt weil auch LKW's diese Route Richtung China benutzen und die Straße deformieren. So endet öfter der Tag und wir sind nur 60km weiter gekommen. In Quala-i-Kumb entscheiden wir uns die nördliche Route Richtung Duschanbe zu nehmen. Das bedeutet nochmals ausschließlich Schotter aber dafür soll es landschaftlich schöner sein. Na ja, wir machen es ja nur einmal. Tatsächlich werden wir mit einmaligen Ausblicken, tollen Übernachtungsplätzen und liebenswerten Menschen belohnt.
Schließlich erreichen wir Duschanbe, die Hauptstadt. Ein Unterschied wie er krasser nicht sein könnte. Die Stadt wird komplett neu gebaut, alte Gebäude abgerissen und durch Prachtbauten ersetzt. Wir fragen uns nur, wo das Geld herkommt.
Von hier fliegt Helga zurück nach Hause und ich werde die nächsten Wochen alleine unterwegs sein, bis Marion in Taschent ankommt.
Grenzübergang Kirgistan |
Im Niemandsland |
Der Grenzpass |
Grenzzaun |
Der wahre Held |
Erntezeit |
Zurück von der Schule |
Endlich wieder sauber |
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